Klimaschutz: Es dürfen nicht immer nur die finanziell Schwachen leiden!

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Wir erleben es in jedem Jahr mehr und mehr: der Klimawandel beeinflusst unser Wetter immer stärker. Die zerstörerischen Fluten im Ahrtal, aber auch direkt vor der Haustür in Kupferdreh, Werden und Kettwig, zeigen uns, dass wir umsteuern müssen. Dabei muss aber eines klar sein: Unter den notwendigen Maßnahmen dürfen nicht immer nur diejenigen leiden, die sowieso schon wenig haben. Klimaschutz muss von den Starken in unserer Gesellschaft getragen werden, nicht von den finanziell Schwachen.

Schwierige Zeiten machen Angst

Überall werden Maßnahmen zum Energiesparen gefordert, der Sprit wird immer teurer, die Strom- und Gaspreise schießen durch die Decke. Wie sollen das Kleinverdiener und Hilfeempfänger denn stemmen können? Die Häuser müssen gedämmt werden, damit nicht so viel geheizt werden muss, aber wie sollen Mieter eines Wohnungsbauunternehmens das hinbekommen? Viele Leute sind am Limit ihrer Zahlungsfähigkeit und haben Angst vor noch höheren Kosten, wenn der Ausstieg aus billigem Atomstrom und Kohle gleichzeitig vollzogen wird. Wir dürfen diese Menschen nicht allein lassen. Klimaschutz über den Preis zu erkämpfen wird dazu führen, dass am Ende nur diejenigen mit wenig Geld weniger Energie verbrauchen und Menschen mit viel Geld sich freikaufen können. Das ist nicht gerecht.

Strom und Gas: Verlieren die Menschen, dann verliert auch das Klima

Wir alle kennen die Diskussionen um die Erdgaspipeline Nord Stream 2, um die Frage, ob Atomstrom „grün” sein kann – und viele fragen sich, ob das die wirklich wichtigen Fragen sind, wenn gleichzeitig viele nicht wissen, wie sie die nächste Stromrechnung bezahlen sollen. Ich kann sehr gut verstehen, dass dann viele Menschen mehr Angst vor dem Ende des Monats haben, als vor dem Ende der Welt! Letztlich wird das nur zu weniger Klimaschutz führen. Denn ohne eine breite Akzeptanz werden wir nie konsequent genug vorgehen können. Genau diese Akzeptanz werden wir aber verlieren.

Verzicht um jeden Preis kann nicht die Lösung sein!

Oftmals wird von ganz beflissenen Menschen Verzicht gepredigt. Verzicht auf Urlaubsflüge, Verzicht auf Fleisch, Verzicht aufs Auto… Aber die Menschen, mit denen ich spreche, fliegen gar nicht in den Urlaub und essen auch nicht täglich Fleisch. Und wenn sie überhaupt ein Auto haben, dann bestimmt nicht das neueste Modell. Worauf sollen diese Leute denn verzichten? Es ist nicht nur unfair, Klimaschutz über steigende Preise organisieren zu wollen – es wird auch nicht funktionieren. Wir brauchen echte Innovationen und einen technologischen Umbau von Energieerzeugung und den größten Verbrauchern, gerade in der Industrie. Klimaschutz wird nur gelingen, wenn wir aktiv etwas verändern.

Mehr Mut – weniger Angst

Gerade die nordrhein-westfälische Politik hat in den letzten Jahren geschlafen und den Umbau der Energielieferanten nicht vorangetrieben. Hier müssen wir zuerst ansetzen und seitens des Landes (und des Bundes) saubere Energieformen wie Wind, Wasser und Photovoltaik fördern und schnell aufbauen. Dann will ich Kleinverdiener überhaupt erst einmal in die Lage versetzen, sich klimaschonend zu verhalten. Das fängt bei der Mobilität oder bei der technischen Ausstattung der Wohnung an. Wenn mehr Busse und Bahnen bei mir fahren, kann ich das Auto stehen lassen. Wenn effiziente Geräte günstiger sind als energiefressende, verbrauche ich nicht so viel Strom. Das ist dann sowohl nachhaltiger als auch gerechter.

Belohnen statt bestrafen

Ich will, dass klimaschonendes Verhalten belohnt wird, anstatt momentane Notwendigkeiten zu bestrafen. Ich kenne niemanden, der absichtlich den kommenden Generationen einen Trümmerhaufen hinterlassen will. Aber ich kenne viele, die sich Klimaschutz wortwörtlich nicht leisten können. Diese Menschen nicht abzuhängen empfinde ich als eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft! Wir müssen uns gerade im Klimaschutz endlich um die wichtigen Aufgaben kümmern – sonst werden wir keinen Erfolg haben.

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