Wir müssen die Pendlerverkehre ganz neu denken

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Arbeiten Sie in Essen? Wohnen Sie auch hier – oder müssen Sie pendeln? Ärgern Sie sich täglich über verstopfte Autobahnen, Stadtstraßen und volle Busse und Bahnen? Dann geht es Ihnen so wie der Hälfte der arbeitenden Bevölkerung in NRW – und auch mir selbst. Wir müssen den Verkehr ganz neu sortieren, wenn wir nicht noch mehr Ressourcen verschwenden wollen!

Zeitraubende Wege zur Arbeit

4,7 Millionen der neun Millionen Erwerbstätigen in Nordrhein-Westfalen pendelten im Jahr 2020 über die Grenzen ihres Wohnortes hinweg zur Arbeit. Nirgendwo in NRW wird dabei so viel gependelt, wie im Ruhrgebiet. Allein für Essen vermeldet der Pendleratlas knapp 160.000 Einpendler und 105.000 Auspendler täglich. Und alle wissen, dass man viel Zeit verliert, wenn man auf den Autobahnen im morgendlichen Stau steht oder auf die Straßenbahn wartet. Das ist vergeudete Lebenszeit, was durch immer teurere Spritpreise noch ärgerlicher wird.

Was ist denn attraktiv?

Ich habe es für mich mal ausgetestet: Mit dem Auto (bequem, warm, trocken) brauche ich gut 25-35 Minuten zur Arbeit. Mit dem Fahrrad (anstrengend, oftmals nass und kalt) schon 45 Minuten, mit Bus und Bahn ganze 60. Das ist nicht attraktiv!

Attraktiv sind öffentliche Verkehrsmittel dann, wenn man nicht auf den Fahrplan schauen muss, weil man weiß, in ein paar Minuten kommt der nächste Bus oder nicht nächste Bahn. Attraktiv sind Radwege, die in Schuss gehalten werden. Noch attraktiver ist allerdings die Kombination zwischen Rad, Bus & Bahn, mit der man alles erwischen kann. Auch Roller, Leihräder, Carsharing-Angebote und das Bussi-Angebot (Ruhrbahn-Taxi) müssen so einfach in der Benutzung sein, dass man intuitiv wählt und immer sicher, komfortabel und wohlbehalten ankommt.

Pendlerverkehre anders aufziehen

Auch Pendlerverkehre können so deutlich entschlackt werden. Wir haben doch zu Corona-Zeiten gemerkt, dass mobiles Arbeiten und Homeoffice durchaus Alternativen sind, ohne sich in das tägliche Verkehrsgewühl begeben zu müssen. Die, die weiterhin pendeln müssen, will ich durch attraktive und gut funktionierende Angebote überzeugen. Einige meiner Ideen:

  • Mehr Geld in den öffentlichen Nahverkehr investieren, um mehr Fahrzeuge, bessere Taktungen und niedrigere Preise zu ermöglichen
  • Baustellen sowohl auf der Schiene als auch den Straßen besser koordinieren, damit nicht ständig Verspätungen entstehen
  • Bessere und digitalere Angebote für Carsharing, Leihfahrräder, Roller und Fahrgemeinschaften. Das muss viel einfacher werden!
  • Im Straßenverkehr dem öffentlichen Nahverkehr Vorrang geben, damit Busse und Straßenbahnen nicht im Stau stecken

Endlich bessere Wege einschlagen

Weil ich es aus eigener Routine kenne: Pendeln nervt! Es frisst Zeit, Geld und Energie. Jeder weiß doch etwas Besseres mit sich anzufangen, als so seine Ressourcen zu vergeuden. Ich bin davon überzeugt, dass wir an den großen Räder drehen müssen und bin bereit, genau dafür auch einzustehen.   

Foto Pendler: lorenzophotoprojects – stock.adobe.com