Weltfrauentag – längst überholt! Oder?

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Ich sehe in Gedanken schon die rollenden Augen einiger Leser, die diesen “Kampftag der Frauen” , der seit 1911 begangen wird, völlig daneben und überholt finden. Wir haben doch hier in Deutschland alle Freiheit als Frauen. Und außerdem brauchen wir nur weiter nach Osten zu gucken, um die Frauen zu unterstützen, denen es wirklich schlecht geht. Wozu dann noch so ein Aufstand? Wir haben doch bald Muttertag, da gibt es doch genug Wertschätzung. Oder?

Falsche Bilder im Kopf

Die UN hat das Motto „Break the Bias“, auf deutsch “Stoppt die Voreingenommenheit!” gewählt, um den Blick auf die Glaubenssätze zu lenken, die nicht mehr in Frage gestellt werden, aber Frauen den Weg zur Gleichberechtigung verwehren. Rollenbilder, wie gerade aus der Ukraine akzeptiert, wo Männer das Land verteidigen und Frauen zum Schutz der Familie außer Landes fliehen. Wussten Sie, dass 20% der ukrainischen Streitkräfte Frauen sind? Welche Glaubenssätze haben Sie?

Gerechte Medizin

Lassen Sie uns dazu auf die Medizin zu sprechen kommen. Wissen Sie, dass viele Medikamente, die auf dem Markt sind, in erster Linie an Männerkörpern getestet und dafür optimiert wurden? Egal ob Herz-, Diabetes-, Schmerzmittel… man ging davon aus, dass Frauen irgendwie gleich funktionieren würden. Tun sie aber in vielen Fällen nicht. Allein bei der sicheren Erkennung von “atypischen” Herzinfarktsymptomen müssen Frauen manchmal noch Glück haben, ob sie Rettungsdienstler und Ärzte bekommen, die auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern geschult sind.  Sie merken schon: “atypisch” – typische Symptome hat der Mann, quasi als Maßstab.

Von traditionellen Meinungen ausgebremst

Ich bin damit groß geworden, dass Frauen eigentlich alles können, was sie wollen, aber besser akzeptiert sind in unterstützenden Berufen. Krankenschwestern hätten wir Mädchen damals nach Meinung der Berufsberatung werden sollen oder Erzieherinnen. Das sind alles ohne Frage tolle Berufe, aber die wurden nicht den Jungs aus meiner Stufe schmackhaft gemacht. Heute hat es sich etwas geändert, aber in vielen Familien herrscht immer noch das Bild vor, dass Frauen bessere Altenpflegerinnen sind und bessere Floristinnen abgeben. Das bremst nicht nur Frauen, sondern auch Männer aus! 

Das Bild wandelt sich

Mittlerweile sind Frauen in fast allen Berufen akzeptiert und wenn sie Tarifverträgen haben, in der gleichen Lohngruppe, wie ihre männlichen Kollegen. Es gibt keine hochgezogenen Augenbrauen mehr, wenn bspw. meine Tochter Bauingenieurin werden will und bei der freiwilligen Feuerwehr anpackt. Strabfahrerinnen, Mechanikerinnen, Ärztinnen, LKW-Fahrerinnen, krempeln die Ärmel hoch und erledigen einfach das, was anfällt.

Frauen kämpfen um gleiche Rechte – und Pflichten!

Aber in den Führungspositionen gibt es noch viel zu wenige Frauen. Niemand kann mir erzählen, dass Frauen einfach nicht führen könnten. Dazu hatten wir schon zu viele Beispiele von hervorragenden Persönlichkeiten. Es liegt also an der Akzeptanz und dafür kämpfen wir Frauen auch heute noch. Wir wollen nicht nur die Hälfte vom Kuchen, sondern die Hälfte der Bäckerei!

Eine partnerschaftliche Zukunft ist das Ziel

Ich bin dankbar, in einer Zeit in Deutschland zu leben, in denen zum einen das Grundgesetz gilt (Sie wissen schon, diese Formulierung, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind), aber auch so viel erstritten wurde. Und das meiste von den Generationen vor mir. 

Es gäbe noch soviel zu schreiben und zu tun! Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass die Zukunft eine gemeinsame und partnerschaftliche wird. Kein Gegeneinander von Männern und Frauen. Keine Gesetze, die Frauen in ihrer Entscheidungsfreiheit einschränken. Eine viel stärkere Wertschätzung der familiären Care-Arbeit für die Rente. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit und reißt diese gläsernen Decken in den Firmen ein, die verhindern, dass Frauen nach oben kommen!