49-Euro-Ticket – Freie Fahrt für alle?!

·

·

Es war eine lange und schwere Geburt mit dem 49 €-Ticket und es gibt überall noch Verbesserungsbedarf. Aber es ist gut, dass es nun endlich startet! Nur: Wir werden auf Landesebene unsere Augen aufhalten und den Finger in die Wunde legen, denn die Landesregierung sollte sich angemessen an den Kosten des öffentlichen Nahverkehrs beteiligen, anstatt Bus & Bahn vor die Wand zu fahren.

Vorbereitungen fürs 49 €-Ticket laufen

Am ersten Mai soll das neue Abo-Ticket zur Verfügung stehen. Nutzbar sind Busse und Bahnen, die im Nahverkehr unterwegs sind. Fernverkehr, wie ICE oder Flixtrain/Flixbus sind nicht nutzbar. Bisherige Abo-Kunden werden automatisch umgestellt, es sei denn, sie widersprechen der Umstellung. Wie lange die bisherigen Tarife noch angeboten werden, ist noch unklar. Das Semesterticket wird es künftig höchstwahrscheinlich so nicht mehr geben, obwohl das neue Ticket für Studenten teurer ist. Zurzeit wird in den Verkehrsverbünden gerechnet und auch mit der Bundes- und Landesregierung gefeilscht, wie viel Geld von diesen Ticketeinnahmen und zusätzlichen Bundesgeldern bei den Verbünden und den Verkehrsunternehmen ankommen soll.

Die Vorteile des Deutschlandtickets

Tarifdschungel hat sich erledigt

Mit diesem Ticket kann man ganz bequem in den öffentlichen Nahverkehr einsteigen – und da aussteigen, wo es einem gefällt! Schokoticket, Bärenticket, Flex-Ticket, Ticket 1000, 2000 … Schluss mit den verschiedenen Modellen. Das 49 €-Ticket gilt überall in Deutschland. Es ist das Überall-Ticket, das ich auf diesem Blog bereits vor Monaten gefordert habe.

49 € ist eine deutliche Verbesserung

Bisherige Kunden von Abo-Tickets fahren häufig deutlich teurer und dann auch ausschließlich in Ihrer Heimatstadt. Allein fürs Bärenticket bezahlen die Senioren fast 100 € im Monat, die Ticket 1000-Kunden starten bei 66 €.

Schwarzfahren lohnt sich immer weniger

Damit kommen wir immer weiter in die Richtung, dass der öffentliche Verkehr als Möglichkeit der Teilhabe gesehen wird und für jedermann erschwinglich sein sollte.

Klimaziele werden erreichbar

Deutschland hat besonders im Verkehrsbereich bisher noch nicht genug getan, um den CO²-Ausstoß zu reduzieren. Mit dem Umstieg der Pendler vom Auto auf einen erschwinglichen ÖPNV wird jede Menge Kraftstoff gespart und auch die Straßen werden weniger belastet.

Die Probleme beim 49 €-Ticket

Nur Alleinfahrer berücksichtigt

Das 49 €-Ticket ist nicht übertragbar und man kann auch keine Mitfahrer mitnehmen. Auch an Wochenenden nicht. Auch keine Kinder über 6 Jahren. Hunde dürfen mit.

Fahrradmitnahme kostet ordentlich

Ganze 39 € im Monat kostet das Zusatz-Abo-Ticket in NRW, wenn man sein Fahrrad mitnehmen möchte. Und wenn der Zug voll ist, bleibt das Rad trotzdem draußen. Für Gelegenheits-Rad-Mitnehmer wäre zu überlegen, ob die Einzel-Zusatztickets fürs Rad nicht besser sind.

Finanziell Schwächere werden abgehängt

Denken Sie an eine Familie, Eltern, 3 Kinder über 6 Jahre: sollte diese Familie häufig den ÖPNV nutzen wollen, wird sie monatlich im Abo 245,- € los. Das ist ein ganz schöner Batzen! Auch für Auszubildende, Studierende oder Menschen, die keine guten Einkünfte haben, wird es schwierig sein, das Ticket monatlich zu bezahlen. Das bisherige Sozialticket in Essen kostet 39,40 €; für 10 € mehr ganz Deutschland bereisen zu können, entspricht nicht der Lebensrealität der Menschen, denn die wollen einfach nur günstig ihren Arbeitsplatz, den Arzt, die Uni, die Schule erreichen. PS: Beim Regelsatz des Bürgergeldes sind für Mobilität ganze 45 € vorgesehen. Hier muss auf jeden Fall nachgesteuert werden.

Wie lange bleibt es bei 49 €?

Diese 49 € sind der klassische Einstandspreis. Innerhalb der nächsten zwei Jahre wird beobachtet und gerechnet, ob und wie dieser Preis ausreicht. Wenn es ganz schlecht kommt, ist eine gesalzene Preiserhöhung nicht wegzudiskutieren. Dann kippen wir vielleicht die Verkehrswende direkt wieder über Bord und das Vertrauen in eine vernünftige Verkehrspolitik wird zerstört. Ich werde mich dafür einsetzen, dass es nicht so weit kommt. Klar ist, dass wir eine bessere Finanzierung des ÖPNV so oder so dringend brauchen.

Was zu tun ist

Das Geschacher zwischen Bund, Land und den Verkehrsverbünden muss ein Ende haben. Der öffentliche Verkehr ist nicht nur in NRW kaputtgespart worden, sondern in ganz Deutschland, also brauchen wir gemeinsame Anstrengungen, um den Menschen Alternativen zum Auto zu bieten. Wir brauchen:

  • Geld! Bund und Land müssen mehr tun, um Bus und Bahn wieder attraktiv zu machen
  • Bauprogramme für Schienenwege, um schnelleren und sicheren Verkehr zu bieten
  • bessere Anbindung der Kommunen auf dem Land
  • Vorrang für den öffentlichen Verkehr auf den städtischen Straßen
  • bezahlbare Varianten für alle, die finanziell schwächer sind, egal ob Familien, Senioren im Hilfebezug, Azubis, Studis, Bürgergeldempfänger usw..

Bus und Bahn als Daseinsvorsorge

Wenn es nach mir ginge, gehörten Busse und Bahnen zur Daseinsvorsorge, denn Wirtschaftsprogramme, Arbeitsförderungsmaßnahmen, Fachkräftemangel etc. sind nur praktikabel, wenn es den Menschen gelingt, von A nach B zu kommen – und zwar zu angemessenen Preisen und schnell. Das wäre ein großer Beitrag zu einer sozialeren Gesellschaft und ein kleiner Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung. Dafür werde ich einstehen!