Ein Tag mit einer Gerichtsvollzieherin – klare Ansagen, harte Realität

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Ich war letztens in meinem Wahlkreis mit Bettina, einer Gerichtsvollzieherin unterwegs. Ein Praktikum, das zeigt, wie herausfordernd und wenig beachtet dieser Job ist – dabei ist er unverzichtbar für unsere rechtsstaatliche Ordnung.

Gerichtsvollzieher im Einsatz“ – mit diesem Schild startet jeder Arbeitstag am Auto

Gerichtsvollzieher:innen setzen Urteile durch, vollstrecken offene Forderungen, sichern Vermögenswerte oder übergeben Pfändungsankündigungen. Dazu gehen sie dorthin, wo andere oft lieber wegsehen. Sie stehen an Wohnungstüren – und treffen dabei auf sehr unterschiedliche Menschen.


Was hinter den Türen wartet

Die Schutzweste liegt bereit – Gerichtsvollzieher:innen sind oft allein unterwegs
und tragen selbst Sorge für ihre Sicherheit.

Viele haben wir heute gar nicht angetroffen. Manche wollten vielleicht auch einfach nicht öffnen. Die Fälle, die wir mitgebracht hatten, waren bunt gemischt: Nicht bezahlte Arztrechnungen, offene Ratenkäufe, geplatzte Verträge. Und auch Kurioses: Ein längst überfälliges Leihvideo aus den 90ern oder ein altes Schwarzfahr-Delikt aus dem Ausland, das wieder auf dem Tisch liegt.

An vielen Türen blieben wir heute ohne Antwort – das gehört zum Alltag.

Wir waren in Stadtteilen mit sehr unterschiedlicher sozialer Struktur – Gerichtsvollzieher:innen trifft man überall. Ihre Arbeit endet nicht bei Schuldnern ohne Einkommen, sondern reicht bis in gut situierte Haushalte.

Die Straße des nächsten Termins – der Alltag führt durch ganz unterschiedliche Quartiere.

Job mit viel Verantwortung – und wenig Rückhalt

Was mich besonders nachdenklich gemacht hat: Gerichtsvollzieher:innen tragen eine große Verantwortung. Sie müssen nicht nur rechtlich sauber arbeiten, sondern auch mit sehr schwierigen Situationen umgehen können – von Resignation bis Aggression. Sie sind manchmal die Ersten, die bemerken, wenn Menschen in echten Krisen stecken – oder schon verstorben sind.

Und trotzdem tragen sie die Kosten für ihren Arbeitsalltag fast komplett selbst: Drucker, Software, Diensthandy, ja sogar Schutzwesten müssen privat bezahlt werden. Das ist für ein Land wie NRW, das sich auf diese Berufsgruppe verlässt, mehr als fragwürdig. Während andere Justizbedienstete vollständig ausgestattet werden, lässt man die Gerichtsvollzieher:innen allein. Wertschätzung sieht anders aus.

Pfandsiegel – eines der Werkzeuge, mit denen Gerichtsvollzieher ihre Arbeit sichtbar machen.

Ein dickes Fell – und ein besonders kuscheliges

Wer in diesem Beruf arbeitet, braucht ein dickes Fell. Und damit kommen wir zu Buddy – dem Bürohund, der heute mit uns unterwegs war.

Buddy, der Bürohund – mit dem wohl kuscheligsten Fell des Tages.
Buddy hat eindeutig das freundlichste Wesen von allen und begleitet seine Chefin regelmäßig zu Gesprächen. Seine ruhige Art wirkt deeskalierend – und macht vieles einfacher. Ein echter Teamplayer auf vier Pfoten.

Ein rundum gelungener Tag – meine absolute Hochachtung vor diesem Job!


Fazit

Ein Tag mit vielen Eindrücken. Klar ist: Gerichtsvollzieher:innen brauchen mehr Unterstützung und mehr Anerkennung. Wer Recht durchsetzt, sollte nicht selbst um faire Arbeitsbedingungen kämpfen müssen.